Zendron: "Müssen uns gegen Übergriffe wehren"

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Mit, 2009-11-04

LINZ. Der Vizerektor der Linzer Kunstuniversität Rainer Zendron wurde bei der KPÖ
Demonstration am 1. Mai von Polizisten geschlagen und verbrachte einige Stunden im Arrest. Diesen Donnerstag beginnt der Prozess gegen ihn.

Tips: Eigentlich sollten Sie wegen schwerer Körperverletzung" und Widerstand gegen
die Staatsgewalt" angeklagt werden. Jetzt müssen Sie sich ab Donnerstag wegen versuchtem Widerstands gegen die Staatsgewalt" vor Gericht verantworten. Sind Sie nervös?

Zendron: Ich bin natürlich aufgeregt, aber auch sehr zuversichtlich, dass ich freigesprochen werde. Je länger ich es mir überlege, desto weniger denke ich mir, dass ich mir etwas vor zuwerfen habe.

Tips: Sind Sie in Ihrem bisherigen Leben vor Gericht gestanden?

Zendron: (lacht) Einmal als ich 19 Jahre alt war, weil meine Autoreifen schon sehr stark ab gefahren waren. Ich bin damals freigesprochen worden.

Tips: Sie sind bei der Demonstration am 1. Mai einem Mädchen zuhilfe geeilt. Das war der Auslöser für Ihre Verhaftung und für den nun anstehenden Prozess. Würden Sie noch einmal so handeln?

Zendron: Ja, unbedingt! Das muss man tun, ich würde mir wünschen, dass viele Leute eingreifen würden, wenn etwas Arges passiert. Wir müssen uns gegen Übergriffe wehren. Und das meine ich nicht nur in Bezug auf die Polizei. Ich tue mir auch leichter einzugreifen. Ich bin weder 15 Jahre jung noch ein arbeitsloser Ausländer. Ich bin sozial gut abgesichert. Das erleichtert es, unbeschadet aus so einer Situation herauszukommen.

Tips: Werden Sie wieder auf Demonstrationen gehen?

Zendron: Bei gegebenem Anlass kann ich mir vorstellen, dass ich auf eine Demonstration gehe. Bei der Demo am 1. Mai bin ich nicht mitgegangen, sondern war nur Zuseher.

Tips: Gegen Sie wird nicht nur ein Prozess geführt, Sie selbst haben rechtliche Schritte gegen einen Polizisten eingeleitet, der Sie mit einem Gummiknüppel geschlagen hat. Wie kam es dazu?

Zendron: Ich wollte zuerst individuell keinen Polizisten anzeigen, da ich der Meinung war, die Einsatzleitung war an den Vorfällen Schuld und die einzelnen Polizisten haben nur ihren Job gemacht. Ich habe den mir namentlich unbekannten Polizisten doch angezeigt, nachdem ich mir die Szene auf YouTube und ORF Videos mehrmals angeschaut habe. Es ist zu sehen, dass ich bereits verhaftet war, mit Handschellen am Rücken, und vier Polizisten mich festgehalten haben. Ich habe mich nicht zur Wehr gesetzt. Und dann hat ein abseits
stehender Polizist einen Ausfallschritt gemacht und mir mit seinem Gummiknüppel so hart auf den Körper geschlagen, dass der Griff des Knüppels zerbrochen ist. Die Angelegenheit liegt jetzt beim Büro für interne Angelegenheiten bei Innenministerium.