Radau-Gaudi (Leserbrief)

nachrichten.at
Mon, 2009-05-25

Betrifft: Vorfälle am 1. Mai in Linz

Es ist mir klar, dass eine Zeitung gerne auch skurrile Politsager wiedergibt. Schon zur Erheiterung der Leserschaft. Nicht ganz klar ist, dass sie dies unkommentiert tut. So berichten die OÖN am 8. Mai, dass die VP-Klubchefin im Linzer Gemeinderat, Elisabeth Manhal, voll Empörung über Vorfälle beim alternativen Mai-Aufmarsch gefordert hat, allen jenen Organisationen, die sich mit dem „Bündnis gegen Polizeigewalt, also mit „Radaubrüdern“, solidarisieren, umgehend jegliche öffentliche Unterstützung zu streichen. Hut ab vor solcher „Politcourage“.

Da ich annehme, dass besagte Dame ihre Politverantwortung ernst nimmt und die Lage der Dinge ordentlich recherchiert hat, hat sie immerhin den Mut, wider Wissen zu fordern, künftig die Kunstuni finanziell auszuhungern, weil deren Rektor Reinhard Kannonier als Unterstützer des Bündnisses „erkennbar zum Radaubrüdertum“ neigt. Betroffen von pekuniärer Ausgrenzung durch Manhal sind unter anderem aber auch das Frauenhaus, die Grünen Linz, der KZ-Verband VDA OÖ, das Theater Phönix, der Betriebsrat der Caritas, etc., etc., etc. …

Ihre Informationen über die Vorfälle am 1. Mai hat Frau Manhal (die als Augenzeugin vor Ort nicht bemerkt wurde) wahrscheinlich vom OÖN-Leserbriefschreiber Norbert Riedl aus Tumeltsham. Ein Mann, der, wie er in derselben OÖN-Ausgabe mitteilt, ein durchschnittlicher Mensch ist, der Ruhe und Ordnung liebt und die Polizei noch respektiert. Pech für Manhal: Korrektmensch Riedl muss ein Augenleiden haben. Er hat massenhaft Vermummte gesehen, die, schier unglaublich, die zu respektierenden Uniformierten angebrüllt (!), dann mit Fahnenstangen geschlagen, schließlich mit Pfefferspray benebelt haben. Sehende Augenzeugen (auch der Schreiber dieser Zeilen) berichten hingegen unisono, dass nur einige wenige Schüler zu Kapuzenleibchen Sonnenbrillen trugen und dafür von körperlich bullenhaften Polizisten brutalst mit Schlagstöcken geprügelt wurden.

Gegen diese Gewalt einschreitende Erwachsene, wie der Vize-Rektor der Linzer Kunsthochschule, wurden niedergeknüppelt, gefesselt und ins Gefängnis verbracht. Der besagte Pfefferspray sorgte dann trotz des Ernstes der Situation bei den Umstehenden für Heiterkeit. Der nur von Polizisten eingesetzte Scharfbetäuber blies dank einer Windböe ihnen selbst ins Gesicht und brachte sie zum Weinen… Zum Beweinen ist der von den Zuständigen bis jetzt nicht geahndete und getadelte Polizeieinsatz allemal.

Der VP sei aber nahegelegt, Frau Manhal künftig vom Klubchefsessel auf den Sitz des Haus- und Hofnarren im Gemeinderat zu befördern. Dem Vernehmen nach gibt es bei dieser Fraktion auch normale Leute.

Mario Kaspar, Leonding