Vize-Rektor: „Ich habe mich vor den Polizeiknüppeln eingeigelt“
LINZ. Wegen versuchten Widerstands gegen die Staatsgewalt wurde der Vizerektor der Linzer Kunstuniversität, Rainer Zendron (55), nach der KPÖ-Demo am 1. Mai angezeigt. „Ich bin froh, dass es mich erwischt hat“, sagt Zendron im OÖN-Interview.
OÖN: Was ist am 1. Mai aus Ihrer Sicht passiert?
Rainer Zendron: Ich saß wie jedes Jahr am Linzer Hauptplatz, um mir die Mai-Demos anzuschauen. Ich wollte mit Freunden noch in die Solar City zu einer Linz09-Veranstaltung. Die KPÖler sind nicht gekommen. Ich dachte schon, vielleicht kommen die alten honorigen Herren aus Altersschwäche nicht daher. Ich bin also Richtung Blumauer Platz gegangen...
OÖN: Und dann?
Zendron: An der Goethekreuzung waren jede Menge Polizisten, die Demonstranten eingekesselt hatten. Ich fragte einen Beamten, was los sei. Er sagte, die Demonstranten seien vermummt, und es müssten Personalien aufgenommen werden. Ich sah aber keine Vermummten, bloß die üblichen Punks und Alternative mit Dreadlocks. Einige trugen Kapuzenpullis. Ist das schon eine Vermummung?
OÖN: Wieso wurden Sie verhaftet?
Zendron: Ich sah, wie Beamte eine junge Frau aus dem Polizei-Kessel zerren wollten. Ich ging dazwischen, um zu schlichten. Plötzlich wurde ich von hinten zu Boden gerissen, am Boden mit Handschellen gefesselt und in einen Arrestantenwagen getragen. Das Ganze hat vielleicht fünf Minuten gedauert. Keiner der Polizisten hat dabei ein Wort mit mir gesprochen.
OÖN: Haben Sie Widerstand geleistet?
Zendron: Ich habe mich vor den Polizeiknüppeln eingeigelt. Ich habe gar nicht gespürt, dass ich geschlagen worden bin. Erst später habe ich blaue Flecken bemerkt. Aber früher, als ich als Student in der Voest gearbeitet habe, waren es mehr blaue Flecken. Das ist nicht so schlimm.
OÖN: Wie war die Einvernahme bei der Polizei?
Zendron: Ich kam in eine Zelle, dann wurde meine DNA abgenommen und ein Drogentest gemacht. Die Beamten waren höflich und völlig korrekt. Dann kam mein Anwalt und riet mir, die Aussage zu verweigern. Ich solle einzig vor dem Staatsanwalt aussagen, sagte mein Anwalt. Dann wurde mir mitgeteilt, dass ich wegen versuchten Widerstands gegen die Staatsgewalt angezeigt wurde.
OÖN: Ihr Fazit nach acht Stunden Polizeigewahrsam?
Zendron: Ich bin froh, dass es mich erwischt hat. So hat die Aktion mehr Präsenz, als wenn es arbeitslose Punks getroffen hätte.